Ergebnisse einer derart präzisierten Rekonstruktion der älteren lexikalischen Strukturen bringen dann mit sich nicht nur eine tiefere Erkenntnis der historischen lexikalischen Entwicklung der gegebenen Sprache (u. a. auch Entdeckungen bisher unbekannter Wörter, wie alttschech. obnož 4.413, obramiti 6.114 u. dgl.), sondern auch eine tiefere Erkenntnis ihrer vorgeschichtlichen Entwicklung (bes. Entdeckungen von bisher unbekannten primären Bedeutungen, wie ‚krumm, gebogen‘ beim Adjektiv krchý 5.344 u. dgl.) und die Aufdeckung der gemeinsamen etymologischen Ausgangspunkte der Wörter einer Sprache mit den Wörtern in verwandten Sprachen (vgl. z. B. slaw. poslě 5.33, blago 4.34, tschech. způsob – poln. sposób – russ. sposob 5.27); dadurch werden freilich auch unsere Kenntnisse über frühere gesellschaftliche Strukturen, über ihre Kultur und ihre Erkenntnis und Bewertung der Realität vertieft (vgl. z. B. die aus der Rekonstruktion der alttschechischen Terminologie für soziale Verhältnisse, 4.422, oder der Begräbnisterminologie, 5.73, sich ergebenden Erkenntnisse; zur Entwicklung der abstrakten, bei der Organisierung der Gesellschaft erforderlichen Benennungen vgl. insbesondere die diachrone Analyse des polysemen Wortes zpósobiti, 5.2, 5.27). – Eine derart aufgefaßte Rekonstruktion der lexikalischen Entwicklung kann demnach die Erkenntnis der Entwicklung einer Sprache, der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Denkweise der Benutzer dieser Sprache bedeutsam bereichern.

Übersetzt von Eduard Beneš